Studentisches Projekt: Stadtführer Samara
Samara – das russische Chikago
Als
“das russische Chicago” bezeichnete man Samara zu Beginn des 20.
Jahrhunderts wegen des lebhaften Handels und der vielen unternehmenden, oft
skrupellosen Kaufleute.
Inzwischen hat sich vieles verändert. Kaufleute gibt es keine mehr in Samara,
und Chicago`s Ruf als Zentrum der Mafia ist Geschichte. Dagegen erlebt die Mafia
in Russland ihre “Blütezeit”, und es ist wirklich schwer zu sagen, welche
Stadt mit Recht das “neue russische Chicago” genannt werden könnte: heute fällt
eine Stadt in Russland damit nicht so sehr auf. Aber wahrscheinlich hätte da
Samara nicht die besten Chancen. Zum Glück nicht.
Heute verbindet man Samara vor allem mit solchen Begriffen wie “gute Schokolade” (die Schokoladenfabrik “Rossija”),”Autos”(das Autowerk von Togliatti) oder auch “schöne Frauen”.
Was die ”gute Schokolade“ betrifft, so ist sie, wie einige Lokalpatrioten meinen, nicht mehr so gut, seit “Nestle” die Schokoladenfabrik “Rossija” besitzt (1994 hat “Nestle” 49% der Aktien, das grö-te Aktienpaket der Schokolandefabrik gekauft und ist damit zum faktischen Besitzer der Fabrik geworden). Wie dem auch sei, diese Schokolade schmeckt besser als jede andere in Russland. Vergleichen Sie selbst.
Wenn
man Samara im Ausland kennt, dann liegt das meistens am Auto namens „Жигули“
(„Shiguli”). Diese berühmten Autos werden in Togliatti hergestellt, einer
Stadt, deren Herzstück das Autowerk ist, deren Geschichte aber nicht mit dem
Bau des Werkes begonnen hat. Togliatti ist auch eine alte Stadt, sie wurde 1738
gegründet und hie- damals Stawropol. Beim Errichten des
Wolga–Wasserkraftwerkes wurde die Stadt überschwemmt und Mitte der 50er Jahre
auf einem anderen Platz neu gebaut. 1964 bekam die Stadt einen neuen Namen:
Togliatti. 1967 begann man mit dem Bau des Autowerkes.
In Russland nennt man die Autos aus Togliatti oft “Volksautos”, weil sie
relativ billig und funktionstüchtig sind. Für die Neurussen von Samara sind
diese Autos aber nicht fein genug. Ein Neurusse, der was auf sich hält, fährt
Mercedes oder einen Jeep.
Mit den “schönen Frauen“ ist es auch etwas problematisch, denn fast alle Städte in Russland behaupten, aus ihrer Stadt kämen die schönsten Frauen. Doch für Samara spricht eine TV-Werbung, die vor ein paar Jahren in ORT (dem ersten Kanal des russischen Fernsehens) lief .Da stritten zwei Kosmonauten, die von ihrem Raumschiff aus auf die Erde hinunterblickten darüber, wo die schönsten Frauen leben. Und der eine, den Nikita Michalkow, ein berühmter russischer Schauspieler, Regisseur und Patriot spielte, behauptete: “Und die schönsten Frauen leben in Samara.” Natürlich hat diese Werbung das ganze Land gesehen, und der Spruch ist sehr schnell herumgegangen. Dazu ist auch ein Witz entstanden (Das ist ein Gespräch von zwei Männern):
- Und die schönsten Frauen leben in
Samara.
- Stimmt, aber sie sehen nur so schön aus, wenn man von einem Raumschiff aus
auf sie schaut.
Bekannt ist auch die Bierbrauerei von Samara, die bereits 1881 von A. von Wakano, einem £sterreicher gegründet wurde. Für richtige Bierkenner ist das Bier „Жигулевское“ (“Shiguljowskoje”) natürlich ein Begriff.
Das sind natürlich die gängigsten Assoziationen. Aber für einige Menschen steht Samara auch für den Raumschiffbau, denn hier, in Samara, wurde 1958 das Konstruktionsbüro (und später das Werk) “Progress” gegründet. Hier wurde die berühmte Rakete “Sojus” konstruiert. Heute will sich Samara als “Raketenstadt” Geltung verschaffen: als Beweis dafür ragt heute auf dem Leniskij Prоspekt eine Rakete empor, das Denkmal der Rakete “Sojus” .
Viel lässt sich aus diesen Assoziationen nicht erschlie-en, trotzdem muss man – zum Verdruss einiger Intellektueller – feststellen, dass der praktische Geist der Samaraer Kaufleute weiterlebt: im kulturellen Bereich hat Samara offensichtlich weniger geleistet. Mal sehen, was die Zukunft zeigt.
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